Unterwegs

Rofan #3: Vier Wanderer und ein Todesfall

Recap von gestern:

Verkleidet als professionelle Wanderer,

hatten wir uns auf die Reise gemacht

und haben den Ebner Joch bestiegen:

Zwischendurch wurde der Kalorienhaushalt ausgeglichen

und skeptisch auf Karten geschaut.

Abends haben wir im Berggasthof Rofan nach mehreren Spielstunden die zwei weiblichen Tischnachbarinnen gefragt, ob diese mitspielen möchten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wussten wir, dass es sich um Anita und ihre Tocher Lena handelte. Beide hatten das Spiel sofort verstanden und gerade Lena war mit ihrem Einsatz der „Zauberer-Karte“ eine harte Gegnerin.
Mathis‘ Beziehung zum Kartenspiel befand sich am zweiten Abend ungefähr am Punkt einer durchschnittlichen deutschen Ehe drei Wochen vor der Silberhochzeit: Irgendwo zwischen Gewohnheit und lethargischer Alltagsaggression wurde resigniert. WIE KANN ICH MIT EINER SCHEIß „blauen Zwei“ GEWINNEN ALTER!?! DAS SPIEL IST SO LÄCHERLICH!!1elf – ICH ZAHLE DEN SCHNAPS NICHT!
Wer das Spiel nicht kennt: Jede Spielrunde bekommen alle Spielenden eine Karte pro Spielrunde (Runde 1 = 1, 2=2 usw). Nun muss jeder Spielende schätzen, wie viele „Stiche“ er oder sie diese Runde mit den eigenen Karten (2-13 in vier Farben) gewinnen kann. Wer am Ende der Runde genau so viele Stiche gewonnen hat wie zuvor geschätzt, bekommt entsprechend Punkte gutgeschrieben. Wer daneben liegt, bekommt Punkte abgezogen. Hinzu kommen Sonderkarten wie „Narr“ (instant loss) und „Zauberer“ (instant win) sowie eine Trumpf-Farbe pro Runde. Wenn also niemand die gespielte Farbe blau bedienen kann, kann es sein, dass die Runde mit einer „Zwei“ gewonnen werden kann – ließt sich so komprimiert beschrieben wahrscheinlich recht lahm, ist zu viert aber der perfekte Mix aus Glück, Zugänglichkeit und Komplexität, es zu schaffen, das Spiel zu steuern, dass eben nicht mit einer blauen Zwei gewonnen wird.

Tag 3: Frühstück, Felsen, Frodo Beutling: Vier Gefährten auf dem Schicksalsberg

Ihr müsst mich zurücklassen! Geht, und trinkt den Nußler-Schnaps am Gipfel des Berges um den Prohibitor ein für alle Mal zu vernichten – das ist der Weg! rief Bilbo mit ausgesteckter Hand den ihm zugwandten Rücken seiner drei Mitstreitern hinterher, als diese die letzten Höhenmeter anvisierten und sich startklar für den letzten Anstieg machten. Er selbst blieb mit ihrer neuen Bekanntschaft, Franka aus den Krefelder Landen auf dem Zwischenplateau zurück.

Ganz frisch ist Sven aber nicht mehr, oder? Ist das die Höhenluft? fragte Flo in die Gruppe.
Keine Ahnung Alter, nicht mehr umdrehen, geh‘ einfach weiter, der wird schon wieder.

DAS IST DER WEG! rief Bilbo seinen Freunden, auf hartem Fels sitzend, die hinterlassene Ausrüstung kurz aus den Augen gelassen, euphorisch hinterher. Doch diese konnten ihn aufgrund des Bergwindes schon nicht mehr hören.


Nach einem erneut sehr nahrhaften Frühstück mit atemberaubender Aussicht auf den Ebner Joch

wurde die Route für den heutigen Tag geplant. Alles oberhalb des Rotspitz wurde uns leider aufgrund des Schnees verwehrt. Somit stand das Ziel schnell fest:

Es ergab sich eine Route vom Berggasthof Rofan über den Rotspitz zu unserer finalen Hütte, der Dalfazalm:

Rofan Karte

Alle Siebensachen fest verstaut ging es los

Es erwartete uns eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Schnee, Felsen, Wiese und im Fanatsy-Stil verwurzelte Bäume wechselten sich stetig ab.

Auf ungefähr halber Strecke mündete der Weg in einem wunderschönen Panoramablick, welcher nicht ansatzweise auf einem Foto festzuhalten ist:

Dieser Punkt war gleichzeitig die Kreuzung, welche die Abzweigung in Richtung Rotspitz darstellte. Der Aufstieg war anspruchsvoll, aber machbar. Durch den vergangenen Schnee war es recht rutschig. Steinig sowieso. Es ging stetig steil nach oben. Zeitweise auf freiem Felsen, was einer kurzen Überwindung bedurfte.

Im Anschluss an diesen freien Kletterpart machte der Weg eine „Beule“ und stellte ein kleines Plateau dar. Den Blick in Richtung Gipfel gerichtet, überprüfte ich den weiteren Anstieg, und entschied, dass für mich dieser Punkt ausreichte. Der weitere Anstieg war mir etwas zu risky, da es recht windig war und ich nicht genau abschätzen konnte, wie steil und frei der Anstieg werden würde. Der Rest der Gruppe freute sich dahingehend, dass wir die Rucksäcke vorsichtig auf dem kleinen Felsen aufbauen konnten und nicht mit hochgenommen werden mussten. Für mich war die Dreiviertelstunde ebenfalls angenehm. Franka hatte für sich auch entschieden, ihren Freund nicht zu begleiten und verblieb mit mir auf der „Plattform“. Und so redeten wir über unsere Jobs (Erzieherin und Informatiker) und Hobbys (beide Rennrad und Sport im allgemeinen) und die Zeit verflog überraschend schnell.

Nachdem die Gruppe wieder vereint war, meisterten wir den Abstieg und sind weiter zur Dalfazalm gewandert.

Aufgrund des massiven Ansturmes konnten wir noch nicht einchecken. Daher sind wir nach einer Stärkung durch Hopfen und Malz wieder etwas abgestiegen, um die Dalfazer-Wasserfälle zu bestaunen:

Irgendwann konnten wir dann doch einchecken und unsere vier Betten im Bettenlager des ersten Obergeschosses beziehen. Angenehmerweise gab es neben uns vieren nur ein weiteres Pärchen im Matratzenlager. Hätte ich jemand fremdes direkt neben mir gehabt, wäre es mindestens „komisch“ gewesen. So war alles entspannt.

Gegessen haben wir Käsespätzle inklusive kostenlosem Nachschlag. Anschließend, naja ihr wisst ja:

Des Abends war eine sehr ausgelassene Stimmung auf der Hütte. In jeder Nische wurde gelacht, gespielt und das Leben genossen. Bevor es ins Bett ging, hat Julian noch einen neuen Freund aus Süddeutschland kennengelernt 🙂

Weitere Impressionen aus meine Fuji:

Next: Der Abstieg.

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