Italien #3: You get what you pay for
Es ist soweit, der Cliffhanger wird aufgelöst. Wir erinnern uns: nach vielen Stunden und knapp 100 Kilometern in der Sonne, sind wir, ich nenne es mal: leicht ermüdet in Ferrara angekommen und haben ein sehr leckeres Abendbrot auf dem Piazetta del Castello genossen.
Während wir also an unserem Tisch neben vielen der unzähligen Studierenden saßen, zückten wir unsere Handys und nutzten booking.com für eine Suche nach einer Unterkunft. Nicht ganz unproblematisch war, dass wir ein Zimmer/Hotel whatever benötigten, wo wir auch vernünftig unsere Fahrräder unterbringen konnten. Zufällig haben wir beide ein Angebot gefunden, welches mehr oder weniger direkt neben uns sein sollte. Uns umschauend, wo es denn sein könnte, kam der nette Kellner zu uns, ob wir noch einen Wunsch hätten. Ohne zu überlegen, bin ich auf die Frage nicht eingegangen, sondern habe ihn gefragt, ob er wisse, wo sich das Zimmer befände. Sein Englisch war etwas undeutlich, so dass ich nicht genau wusste, was er wollte, als er mir zu verstehen gab, ich solle doch mitkommen – ein paar Tische weiter wäre „etwas“. Gesagt getan bin ich mit ihm mitgegangen. Er stellte mir wiederum einen etwas älteren Mann vor, der besser Englisch sprach und an einem unserer Nebentische saß. Der Mann kannte das Zimmer und schien der Besitzer/Vermieter zu sein. Er zeigte dann hinter mich auf die Häuserfassade in den ersten Stock. „Das kann doch nicht wahr sein?“ dachte ich mir, als er meinte, ich solle kurz warten. Daraufhin rief er die aus der Ukraine (so stelle es sich später im Smalltalk heraus) stammende Empfangsdame der Apartments an, welche wenige Minuten später den Platz betrat. Weiter auf Englisch, fragte ich sie dann, ob das Zimmer noch frei wäre, und ob es hoffentlich einen Platz für unsere Fahrräder geben würde. Was soll ich sagen: Den gab es. Direkt schräg hinter unserem Tisch befand sich eine unscheinbare Tür, dies war der Eingang in eine Art Hotel. Jackpot! https://alcastelloferrara.it/
Nach kurzer Führung habe ich das Zimmer sofort genommen und bezahlt (60 EUR komplett) und konnte unser Glück kaum glauben. Wieder zurück am Tisch erählte ich Sascha von dieser tollen Verkettung von Zufällen.
Und so konnten Sascha und ich uns in Ruhe Duschen, Klamotten waschen und einen erholsamen Schlaf genießen. Das Schöne an dem Zimmer war, dass es genau in der Fußgängerzone lag. Am nächsten Morgen konnten wir einfach aus der Tür fallen und 5 Meter weiter in einem sehr netten Café unser Frühstück einnehmen.
Die Stadt hatte uns wirklich sehr gefallen. Sehr viele junge Menschen, viele Fahrradfaher/innen und tolle Bauten zum bestaunen. https://www.ferraraterraeacqua.it/de/nachrichten/10-gruende-fuer-einen-besuch-von-ferrara
Am Vortag hatte ich leider kurzzeitig Krämpfe in der Kniekehle (seeeeeehr unangenehm) bekommen. Daraufhin hatten wir in der Farmacia die teuersten Magnesiumtabletten meines Lebens gekauft. Anschließend haben wir die Stadt begutachten und haben uns auf eine weitere, abwechslungsreiche Etappe begeben.
Man muss wirklich sagen, dass jede Etappe eine ihre Art einzigartig war. Sei es hinsichtlich der Vegetation, Menschen (unabhängig davon, dass ALLE immer freundlich zu uns gewesen sind) oder des Klimas. Auf der heutigen Etappe sind wir durch ein 20 Seelen-Dorf gefahren, in welchem die Fassaden von Künstlergruppen verschönert wurden. Wirklich einzigartig. Warum das so ist, müsst ihr mal googlen.
Livekonzert am Lost-Place
Gegen Abend sind wir dann in das sogenannte Po-Delta gerollt. Noch keinen Platz für die Nacht im Vorfeld gesucht, hielten wir die Augen offen.
Wieder auf einem Damm/Wall?/Deich? fahrend, erblickte ich zu meiner Rechten ein verlassen wirkendes Haus.
Bei näherer Betrachtung wirkte das Grundstück und Haus weiterhin nicht bewohnt. Einzig der Weg neben dem Anwesen war gemäht. Wir vermuteten, dass sich jemand eine Möglichkeit zur rückseitig gelegenen Pumpe erhielt.
Kurzerhand haben wir das Gebäude eine Nacht für umsonst gemietet, unsere Zelte aufgebaut, „geduscht“ (das geht auch mit einer 750ml Flasche), gekocht, gegessen und geschlafen.
Was uns wirklich sehr wichtig ist, und wir beide -sorry- das Kotzen bekommen: Hinterlasst keinen Müll in der Natur!
Die Nacht selbst sollte leider nicht so angenehm werden wie vermutet. Aus einem Dorf strahlte sehr laute Musik und aus einem Gebäude in der Nähe extrem nerviges Hundegebell durch die ganze Nacht. Aber, so ist das nun mal manchmal.
Teil 4: https://reisen.svenwindhorst.de/2024/07/10/italien-4-heringe-in-englischem-rasen/
Ein Gedanke zu „Italien #3: You get what you pay for“