Italien #4: Heringe in englischem Rasen

Italien #4: Heringe in englischem Rasen

Und schon sind wir bei Tag 4 🙂

Nach der etwas durchwachsenen Nacht ging es weiter durch das Po-Delta in Richtung Adria

In Porto Viro haben wir uns zunächst mit Verpflegung eingedeckt und anschließend in einem netten Café gefrühstückt und einer Katzenwäsche unterzogen.

Route des Tages

Auf dem Weg an die Adria mussten wir leider ein ungünstiges Hindernis überwinden. Nachdem wir sehr lange Zeit entlang eines Kanals gefahren sind, war plötzlich Ende. Eine Brücke wurde erneuert und wir hatten die Schilder ignoriert. Ein Umweg hätte Stunden gekostet und so mussten wir improvisieren.

Auf der anderen Kanalseite haben uns die Bauarbeiter dabei beobachtet, wie wir einen Plan entwickelten. Der erste Teil war überschaubar: Durch sehr hohes Gestrüpp schieben. Was danach kommen sollte, konnten wir zunächst nicht einsehen. Als wir uns durch die Büsche gekämpft hatten, kam das nächste Problem. Der Weg war von einem Zaun versperrt. Erst sah es so aus, als seien die Elemente auf höhe des Weges mit einem Schloss verriegelt. Netterweise hatte sich dies als simplen Draht herausgestellt, welchen wir geöffnet und hinter uns wieder verriegelt hatten: Lucky!

Also ging es weiter auf der Reise ans Meer. Unterwegs haben wir natürlich eingekauft und gegessen.

Und dann waren wir, dank eines kleinen Schleichweges, direkt am Meer.

Warm aber nebelig: Baden in der Adria

Aber, Wellness war nicht. Im Anschluss an die kleine Badepause (netterweise gab es eine kostenlose Dusche direkt am Strand, neben den anderen Badegästen der umliegenden Campingplätze, welche uns etwas bestaunten) ging es weiter in Richtung einer der fünf in der Region Venetien ausgewiesenen Nationalparks, den “Parco regionale dei Colli Euganei”.

Non-italiano

Kurz vor den Bergen sind wir gegen Abend in Due Carrare angekommen. Bei einem Pizza-Lieferdienst haben wir uns sehr clever zwei Maxi Pizzen bestellt, ohne vorher die Größe zu kontrollieren.

Pizza 1 von 2

Und so war – wie so oft – das Thema beim Abendessen: Wo schlafen wir heute? Dieses Mal sollte es sich nicht so einfach gestalten. In der Stadt fanden wir in “maps” keine Möglichkeit und außerhalb des Ortes begannen bereits die Ausläufer der Berge – auch keine Option.

Und so kam es, dass ich auf die bisher so freundlich gestimmten Italiener gesetzt habe. Einen netten Text in meinen Notizen auf dem Smartphone formuliert, ließ ich diese per Google-Translate ins Italienische übersetzen:

Hallo. Leider sprechen wir kein Italienisch. Wir sind zwei Fahrradreisende und suchen einen ruhigen und sicheren Ort, an dem wir unsere Zelte für eine Nacht aufstellen können. Wir verursachen keinen Lärm, Schmutz oder Störungen. Können wir bitte unsere Zelte auf Ihrem Rasen aufschlagen? Es würde uns wirklich sehr helfen.

Höflich aber kopfschüttelnd schaut der nette Mann über das Metalltor seines großen Hofes in meine verzweifelten Augen. Das heißt wohl nein. Das Handy gesperrt, lasse ich es in meiner Oberrohrtasche am Fahrrad verschwinden und rolle rüber zu Sascha.

SW: “leider nein”

SH: “…das habe ich auch verstanden…”

“Ok, das war der Erste, jemand wird uns schon auf seinem Rasen übernachten lassen” denke ich laut und kontrolliere erneut die per Google-Translate ins Italienische übersetzte Nachricht. Ist meine Idee, auf einem der vielen Höfe um uns herumzufragen, ob wir unsere Zelte auf deren Rasen aufbauen dürfen etwa doch eine Scheiß-Idee?

Den Bergen immer näher kommend, fahren wir langsam weiter. Am Horizont blinzelt ein “HOSTEL” Schild durch vielfältige Baumkronen. Die Rettung!? Leider nein, denn nach weiteren Metern erkennen wir, dass das Hostel eine Ruine ist. Scheiße.

Die Hauptstraße verlassen wir auf einem Feldweg in Richtung eines Weingutes. Es wirkt sehr gepflegt. Einen Versuch noch. Rechts von mir erkenne ich einen saftig grün strahlenden Rasen und stelle mir vor, mein Zelt aufzubauen. Unter mir knistert der verdrängte Kies zwischen dem mittleren Profil meiner Fahrradreifen. Das Haupthaus des Weingutes ist nicht direkt zu erreichen. Ein Tor versperrt den direkten Zugang. Zu meiner Rechten entdecke ich am Pfeiler eine Gegensprechanlage und betätige den Knopf. Ein Versuch noch.

“non-italiano”

Wenige Minuten später fangen wir an unsere Zelte auf zu bauen und haben Respekt, unsere Heringe in den englischen Rasen zu schlagen.

Der Besitzer des Weingutes stellte sich als sehr sympathischer, älterer Mann heraus. Auf unser klingeln kam er ans Tor und hat gespannt unsere Nachricht von meinem ihm entgegengehaltenen iPhone abgelesen.
Nachdem er interessiert unsere geplante Route angesehen hatte, durften wir sehr gerne unsere Zelte aufbauen. Vini Monticello, Azienda Vitivinicola Guolo

Wunderschöner Ausblick

Als wir fertig waren, hat er mit seiner Frau noch einen spaziergang gemacht und uns eine Flasche seines selbst produzierten Weines vorbei gebracht. Geile Leude die Italiener!

Teil 5: https://reisen.svenwindhorst.de/2024/07/29/italien-5-hocktoilette-hungerast-hotelempfang-wilde-lutzi-in-den-bergen/

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