Italien #5: Hocktoilette, Hungerast, Hotelempfang: Wilde Lutzi in den Bergen

Italien #5: Hocktoilette, Hungerast, Hotelempfang: Wilde Lutzi in den Bergen

Das muss in den Reisebericht

Das darf nicht in den Reisebericht

Das muss auf jeden Fall in den Reisebericht

Dieser crazy – haha – Shit darf AUF KEINEN FALL in den Reisebericht

So hocke ich hier und rede abwechselnd mit Teufelchen auf meiner rechten und Engelchen auf meiner linken, imaginären Schulter. Wie soll ich dies später in meinem Reisebericht bildlich erklären, ohne jede Würde zu verlieren?
Let’s give it a try.
Versuch’ am Anfang zu erklären, dass die Morgentoilette als Radreisender nicht ganz unwichtig ist, und wir dies gerne nach dem Frühstück in einem Café oder ähnlicher Verzehreinrichtung vollziehen. Ja, dass wird klappen. Und dann schildere die Situation, dass Sascha zurück an euren Tisch schlendert und dich mit deinem Americano an den Lippen zwischen den Einheimischen strahlend anlächelt. Er sieht zufrieden aus und wünscht dir später viel Spaß. Und dann musst du nur irgendwie umschreiben, dass du dich nun hockend über einem mit Keramik ummantelten Loch wiedergefunden hast, die Beine brennen von den Anstrengungen der letzten Tage und der aktuellen, extrem unangenehmen Position. Das du dich so weit nach vorne lehnen musstest, um die nach innen zu öffnende, nicht abschließbare Tür mit der Stirn vor fremden Eindringen zu blockieren, kannst du ja einfach weglassen. Dann wird das jeder verstehen. Ganz sicher.

Nun denn. Was war an dem Tag noch passiert? Wir sind auf dem sehr sehr sexy Weingut aufgewacht, haben nach dem Abbau dem Besitzer die leere Flasche vor die Haustür gestellt und sind in das besagte Café direkt am Berg in Battaglia Terme gefahren.

Nach einer kulinarischen Wohltat ging es los, in die erste und einzige Bergetappe der Tour. Experten finden diese ggf. im Höhenprofil der gesamten Tour versteckt:

Die Steigung war teilweise etwas ungünstig mit Gepäck, aber es waren letztlich nur 340hm und vollkommen machbar. Auf dem Gipfel haben wir, mit etwas Augenklimpern und entgegen der Öffnungszeit, köstliche Kaltgetränke erhalten.

Leider mussten wir unsere Route “am Berg” etwas verändern, weil der letzte Aufstieg gesperrt war. Das war insofern schade, als uns dadurch die Sicht auf die ein oder andere Ruine verwehrt wurde.

Und so fuhren wir mit den Bremsen im Grenzbereich den Berg wieder herunter und machten uns erste überlegungen wie wir nun weiterfahren und die Route anpassen sollten. Aufgrund des Gepäcks hatte der Berg etwas mehr Energie gekostet als gedacht, und, wir waren auf dieser Etappe etwas gedankenlos. Unsere Vorräte waren arg begrenzt, was das Essen angeht. Dennoch hatten wir uns dazu entschieden, die verbleibenden 60KM auf uns zu nehmen und in Richtung Verona zu fahren, um irgendwo vor Verona zu schlafen, um morgen nach dem Frühstück durch Verona zu rollen. Der Plan war ambitioniert, denn die Hitze war nochmal ein Level höher als zuvor. Gepaart mit dem fehlenden Essen, war es nur eine Frage der Zeit bis bei mir der Hungerast eingesetzt hatte.

Der „Mann mit dem Hammer“ ist eine im Ausdauersport gebräuchliche Bezeichnung für einen plötzlichen Leistungseinbruch infolge Kohlenhydrat­mangels bzw. Hypoglykämie. Gelegentlich wird das Phänomen auch als „vor die Wand laufen“ oder insbesondere im Radsport und Skilanglauf als „Hungerast“ bezeichnet. Quelle: Wikipedia

Irgendwo im Nirgendwo ging bei mir nichts mehr. Ich war froh, als wir in einem winzigen Örtchen auf einer Parkbank saßen…und saßen…und saßen. Irgendwo haben wir dann in den Untiefen unserer Taschen noch einen Riegel entdeckt und konnten meinen Schwindel noch kurz vor “jetzt wird’s unangenehm” abwenden.

Nach der ausgiebigen Pause sind wir dann im sehr zaghaften Tempo weitergerollt, um endlich an einem großen Supermarkt aus der Sonne zu kommen. Im Schatten des Gebäudes haben wir dann erneut Pause gemacht und unsere Einkäufe verzehrt. Glück gehabt.

Die Akkus und den Tank wieder aufgefüllt, hatten wir neue Power. Mit der dieser Energie sind wir anschließend mit einem Affenzahn in Richtung unserer Behausung für die letzte Nacht gerast. Als es mir temporär nicht besonders gut ging, hatten wir uns ein Hotel bei booking.com herausgesucht und dieses angesteuert. Bedenken hatten wir bezüglich unserer Fahrräder, wurden aber wie immer positiv überrascht. Das sehr junge Team hatte sofort eine Lösung: Packt die Fahrräder einfach in den großen Meeting-Saal, wir haben morgen keine Reservierung. Gesagt getan. Geile Nummer 🙂

Weitere Bilder des Tages:

Endlich Pizza Tonno für Vatti

Teil 6: https://reisen.svenwindhorst.de/2024/08/01/italien-6-wasser-weirdo-weinprobe-just-u-and-me-now/

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